Es war eine rasante Entwicklung von der ersten Zeit im noch leeren Haus, welche zur Erarbeitung von Sicherheitskonzepten und pädagogischen Herangehensweisen diente, bis heute. Besonderes Augenmerk lag und liegt in Ritualen. Immer wieder werden diese hinterfragt, kommen welche hinzu, fällt auch mal eins weg oder wird modifiziert. Sie bilden einen sicheren Hafen, eine feste Größe im Alltag der Kinder und des Personals.
In der Mattisburg können die Kinder innerhalb einer engmaschigen Unterstützung Kind sein und erhalten Raum und Möglichkeit Ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Dazu werden sie von einem multiprofessionellen Team aus pädagogischem, psychologischem und hauswirtschaftlichem Personal begleitet.
Seit einem Jahr wird die Arbeit durch eine Kunsttherapeutin unterstützt. Neben den traumatherapeutischen Angeboten soll die Kunsttherapie als nonverbale Therapieform die Arbeit in der Mattisburg ergänzen. Viele Erlebensinhalte der Kinder sind ihnen sprachlich nicht zugänglich. Es bietet sich ihnen damit ein weiterer Weg zur Verarbeitung der einschneidenden Lebensereignisse.
"Mit der Kontinuität der Therapiestunden entstehen Veränderungen im Werk, aus Gematsche entwickeln sich mit der Sicherheit des geschützten Raumes Formen.", so die Kunsttherapeutin.
Für Außenstehende erscheinen die Werke oft inhaltlos, andere bezeichnen sie als Krickelkrakel, immer wieder erinnern sie an eine dunkle Zeit, Gewalt lässt sich fast körperlich wahrnehmen. Die Kunsttherapeutin und die Kinder sehen jedoch viel mehr, verarbeiten viel mehr, geben stummen Schreien Inhalt und bilden zuweilen einen therapeutischen Anfang und Ansatz.
Das Sprechen über das in der Kunsttherapie gestaltete Werk kann helfen, neue Perspektiven zu entdecken. Es geht dabei nicht in erster Linie darum, Bilder zu deuten oder Bilder in Worte zu übersetzen, sie sind kein lesbarer Text, sondern vielmehr ein Ausdruck, ein Ventil, manchmal auch völlig losgelöst vom eigentlichen Problem, bietet es die Chance weiterzudenken. Der Umgang mit den nicht alltäglichen Materialien kann sensorische Fähigkeiten entwickeln, erworbene Handlungsmuster verändern und sich im sozialen und zwischenmenschlichen Umgang bemerkbar machen.
Welche Auswirkungen und Chancen diese Therapieform für das einzelne Kind auch bietet, es ist eine zusätzliche Möglichkeit, diesen Kindern seelische Stabilität zu geben und sie auf einem Weg in ein weitestgehend lebenswertes Leben zu unterstützen.
Nach zwei Jahren enger Begleitung und Therapie musste sich das multiprofessionelle Team, wie geplant, von einem Kind verabschieden, welches gefestigt, seelisch stabil und ausgestattet mit einem "Handwerkskoffer" voller Strategien zur Bewältigung schwieriger Situationen, in die weniger geschützte Welt entlassen werden kann.
Die Kunsttherapie als zusätzliches, wichtiges Therapieangebot wird mittels vieler, vieler spendenden und fördernden Personen, Betrieben, Stiftungen und dem Bonifatiuswerk realisiert.