Der Dank ihrer Patient*innen bereitet Anja Räck (40) die schönsten Augenblicke in ihrem neuen Job. Seit April 2024 leitet sie die Sozialstation »St. Franziskus« im Süden von Halle. Zusammen mit ihren 15 Mitarbeiter*innen ist sie für rund einhundert Menschen da. Wie sich die neue Pflegedienstleitung im Caritas Regionalverband Halle eingelebt hat, erfahren wir im Interview.
Welchen Chancen und Herausforderungen steht die Arbeit in der Pflege aktuell gegenüber?
Die größte Herausforderung sehe ich im Bereich der Ausbildung. Seitdem es die generalistische Pflegeausbildung gibt, interessiert sich kaum noch jemand für Berufe in der Altenpflege. Die Bewerbungslage ist dünn, Stellen nachzubesetzen, schwierig. Dabei ist der Verdienst richtig gut: Die Caritas zahlt tarifgebundene Löhne und bietet zahlreiche Benefits und Zulagen. Interessierte haben aktuell beste Chancen auf einen guten Job.
Sie sind seit einem halben Jahr bei der Caritas. Was haben Sie vorher gemacht?
Ich habe in der Kinderkrankenpflege und Heilerziehungspflege mit mehrfach schwerstbehinderten Kindern gearbeitet. Als ich selbst Mutter wurde, gingen mir die Schicksale zu nahe, sodass ich in die Altenpflege gewechselt bin. Daneben habe ich Zusatzausbildungen für Leitungspositionen absolviert.
Warum haben Sie sich für die Arbeit bei der Caritas entschieden?
Ich bin nicht konfessionell gebunden, vertrete aber die Werte der katholischen Kirche wie Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Zudem bin ich überzeugt von der ambulanten Altenpflege, da sie es den Menschen ermöglicht, so lange es geht, in ihrem gewohnten Umfeld zu verbleiben. Immer wechselnde Patient*innen und Bedürfnisse, jeden Tag neue Herausforderungen: Das mag ich. Beides vereint meine Arbeit hier bei der Caritas.
Was zählt zu Ihren Aufgaben als Pflegedienstleitung?
Ich trage große Verantwortung gegenüber meinen 15 Mitarbeitenden und knapp 100 Patient*innen. Dafür gebe ich die Strukturen vor, erstelle die Dienst- und Tourenpläne, kümmere mich um Fort- und Weiterbildungen, Leistungsabgleiche und die Vorbereitung zur Abrechnung. Ich übernehme also sämtliche administrative Aufgaben. Am meisten Spaß bereiten mir das Dienstplanschreiben und die internen Dienstberatungen mit tollem Austausch und familiärem Charakter.
Wie haben Sie sich eingelebt?
Ich habe eine gute Begleitung durch die Pflegedienstleiterinnen zweier weiterer Sozialstationen und unsere Fachbereichsleitung erfahren: Die drei Kolleginnen haben mich herzlich empfangen - per Anruf starten wir jeden Morgen gemeinsam in den Tag. Einmal im Monat treffen wir uns zudem zur Austauschrunde. Dadurch fühlen wir uns sehr verbunden.
Und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit in Ihrem Team?
Mein Team macht großartige Arbeit da draußen und wir sind permanent in Kontakt. Ein Leitungswechsel stellt alle Beteiligten vor eine neue Situation. Die Richtlinien und Dienstvereinbarungen der Caritas unterstützen dabei sehr. Sie geben der Zusammenarbeit einen roten Faden, eine Struktur vor. Zudem möchte ich die transparente Kommunikation hervorheben, die unser Team näher zusammenbringt.
Welche Möglichkeiten haben Sie, eigene Ideen einzubringen und umzusetzen?
Wir sprechen oft mit unseren Patient*innen, um herauszufinden, was sie wirklich brauchen, um neue Angebote zu entwickeln und eine bessere Versorgung zu leisten. Glücklicherweise ist die Caritas offen für Vorschläge. Unser Standort in der Huttenstraße ist beispielsweise genial gelegen: mitten im Wohngenbiet, das Krankenhaus um die Ecke und viele ärztliche Praxen in der Nähe. Am liebsten würde ich den Klient*innenstamm ausbauen, um noch effektiver mit den Patient*innen arbeiten zu können und Alleinlebenden mehr Zeit in Gesellschaft zu ermöglichen.
Was waren bisher die schönsten Augenblicke Ihrer Tätigkeit bei der Caritas?
Es ist der Dank unserer Patient*innen und ihrer Angehörigen, der mich tief bewegt und mir zeigt, was mein Team und ich jeden Tag leisten. Hier in der Sozialstation kommen Kuchen, Törtchen und Käsespieße an. Diese Wertschätzung ist nicht nur für mich wichtig, sondern auch für meine Mitarbeiter*innen. Zudem planen wir gemeinsame Erlebnisse - besonders freue ich mich auf unsere erste gemeinsame Weihnachtsfeier.
Das aktuelle Motto der Caritas lautet »Frieden beginnt bei mir«. Frau Räck, inwiefern zahlt Ihre tägliche Arbeit darauf ein, Frieden zu stiften?
Wenn ich das Feedback bekomme, dass unsere Patient*innen gut versorgt sind, weiß ich, dass wir gute Arbeit leisten. Das Wichtigste ist mir, die Menschen so lange wie möglich zu Hause zu versorgen und zu begleiten, auch auf ihrem letzten Weg.